Iljimae (SBS) – Robin Hood auf Koreanisch

Nein, Iljimae ist nicht Robin Hood. Iljimae ist auch nicht Zorro. Doch dank verbaler Mangelerscheinung wollen wir den jungen Dieb hier so betiteln. Iljimae nimmt von den Reichen und gibt den Armen. Fragt sich nur, was er mit meinem Herzen und der vielen vielen Zeit, die er mir gestohlen hat, wohl anzustellen gedenkt?

Iljimae ist zunächst einmal eine Legende, genauergesagt eine Romanfigur aus alter chinesischer Literatur. Im Chinesischen hörte der Meisterdieb freilich einst wohl eher auf die Bezeichnung Yi-Zhi-Mei (oder wie die die Zeichen damals auch immer gelesen haben), zu Koreanisch eben Iljimae (die Japaner nennen ihn vor Schreck auch so, wie mir scheint ^_^; übrigens: das „ae“ ist ein ä), was so viel bedeutet wie „Ein Zweig Pflaume“. Pflaume, das meint die im Japanischen als Ume betitelte Baumsorte, die das Land jeden Frühling noch vor der Kirsche erblühen lässt. Nachdem ich Iljimae gesehen hab, bekenne ich mich auch zu diesem Gestrüpp. Sakura sind uncool. Weg damit. ^_^; Warum der Dieb so heißt? Weil er à la Zorro dem beklauten Haushalt stets ein Souvenir hinterlässt: Eine Pfläumenblüte.

In Korea erfreut sich Iljimae besonders großer Beliebtheit, woran nicht zuletzt an der recht in die Jahre gekommenen Manhwa Version von Go Wu Yung schuldig ist. Der Stoff ist natürlich ein ums andere Mal verfilmt worden, zuletzt 2008 sowohl vom koreanischen TV-Sender MBC, welcher sich die Rechte am Korea-Manga sichern konnte, und von SBC, die sich selbst etwas ausdenken mussten. (Zum Kampf um die Rechte hier ein interessanter Eintrag bei den Drama-Bohnen.) Ich schreibe hier von letzterer Version, den Sommer 2008 ausgestrahlten 20 Episoden von SBS (Painter of the Wind, The King and I, und und und) mit Li Jun Ki in der Hauptrolle.

Die Story der SBS Version: Li Gyeum, Sohn des bedeutenden (wie bedeutend wird euch spätestens in der letzten Episode erklärt) Staatsmannes Li Won Ho, darf als kleiner aber feiner Knirps mitansehen, wie sein Vater fälschlicherweise des Hochverrats und ermordet wird. Zwar sieht er das Gesicht des Täters nicht, doch das Symbol auf dessen Schwert wird ihm für immer im Gedächtnis bleiben. Der Taugenichts Swe Dol hilft ihm bei der Flucht und adoptiert ihn mit seiner Lebensabschnittsgefährtin, Dani, sogleich. Ob der traumatischen Erlebnisse verliert Gyeum eine Runde das Gedächtnis und denkt fortan, er wäre Yong, Sohn von Swe Dol und Dani. So ziehen 13 Jahre ins Land, bevor Gyeum dank diverser Irrungen und Wirrungen das Gedächtnis wiedererlangt und sich auf die Suche nach dem Mörder seines Vaters macht. Seine Methode: Die Häuser der Oberschicht durchstreifen, nach dem Schwert suchen und nebenbei mitnehmen, was an Wertsachen ungenützt vor sich hin gammelt.

Mit dem „Originalwerk“ hat SBS Iljimae herzlich wenig am Hut. Das schadet dem ganzen aber nicht im Geringsten. Die Story selbst, wie auch die Erzählweise sind recht prägnant. Viel Wert wird auf Charakterisierung und Verstrickungen schiksalshafter und familiärer Natur gelegt. Da es sich um ein K-Drama handelt, wird den Emotionen auch häufig und ausgiebig freien Lauf gelassen. Recht interessant ist hier das extrem übertriebene Schauspielern einiger Akteuere – der Scherz: Ihre Charaktere sind auch im Drama halb geschauspielert (wie zum Beispiel Yong von Gyeum). Realistisch ist die Serie wahrlich nicht. Aber das ist auch gar nicht beabsichtigt.

Statt kurz die Herkunft des Charakters anzudeuten, um sich dann ins actionreiche Abenteuer zu stürzen, wird das gesamte Drama über die Entwicklung vom kleinen Aristokraten/Langjungen Yong zum Meisterdieb erzählt. Die Ausrüstung entwickelt sich nach und nach, die Kampftechnik wird sich während des Dramas angeeignet und ja, Fehler (durchaus fataler Natur) macht der Junge auch immer wieder mal. Die Liebesgeschichte – Gyeum hat gleich zwei Osananajime Romanzen am Laufen – ist genau im richtigen Maß vorhanden. Süße Romantik ohne Schmalz und Rumgekuschel. Die zugehörigen H Szenen gibt es dann im Doujinshi. 😛

Das Drama thematisiert auch immer wieder die Fiktionalisierung der Realität und stößt den Zuschauer, ähnlich Meitantei no Okite (nur natürlich viel gesetzter) auf den Unterschied zwischen dem, was Iljimae macht und dem, was wie Leute nachher erzählen. Ich schätze mal, dass es an rasanter Action und hübschen Kostümen nicht mangelt, versteht sich von selbst.

Iljimae war in dieser Inkarnation extremst erfolgreich. In Korea thronte das Drama Wochen lang mit Einschaltquoten jenseits der 30% über allem anderen, was das koreanische TV noch zu bieten hatte. Natürlich flimmerte die Serie bald über sämtliche Fernseher Asiens und lief folgerichtiger Weise auch in Japan mit großem Erfolg. Kritisiert wird es dafür, dass nicht alle Dinge erklärt werden. Teilweise ist dies Absicht – das Drama ist auch gekonnt „schwierig“ geschnitten, würfelt zeitliche Abläufe gern mal durcheinander und läuft oft eben nicht nach der Hollywood-Formel „ankündigen – zeigen – erklären“. Gen Ende hin jedoch wird weniger sauber aufgerollt (vermutlich waren ursprünglich 24 Episoden geplant), die letzte Episode wurde gar erst am Austrahlungstag abgedreht! Gerade durch diese Offenheit und durch das Wiederverwenden einer bestimmten Szene ganz zum Schluss (angeblich aus Budget- und Zeitgründen!) gewinnt Iljimae jedoch durchaus an Reiz.

Fazit: Nur Reinschaun, wenn man die nächsten 20 Stunden nichts anderes vor hat. Suchtgefahr. Ich campe weiter Soompi und Co. in der guten Hoffnung, dass demnächst mal eine zweite Staffel oder ein Film angekündigt wird. ILJIMAEEEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!

Offizielle Seite hier. Japanische Seite hier. Falls euch das Ende Kopfzerbrechen bereitet kann ich die Aufarbeitung von Sevenses und außerdem den Eintrag in diesem Blog empfehlen.

Werbung