Mangacafé in Japan

Gestrandet im Cybercafé – Obdachtlosigkeit mal anders

In Europa kennt noch jeder die Boat-people. In Japan gibt es mittlerweile eine ganze andere Sorte von flüchtigen „Asylanten“: Wer sich keine Wohnung oder Hotelzimmer leisten kann, oder einfach keinen Bock hat, sich abends noch Richtung heimatliches Quartier aufzumachen (Krach mit Frau/Eltern/letzte Bahn verpasst, Gründe gibt es viele), verbringt in Japan die Nacht in einem Manga-, Karaoke- oder Internetcafé.

Wie die Mainichi berichtete, hat sich die Bürgermeisterei von Tokio jetzt aufgerufen gefühlt, diesen beinahe-Obdachtlosen bei der Wohnungsfinanzierung zu helfen. Das japanische Gesundheitsministerium hatte bei einer Untersuchung im August festgestellt, dass es in Japan rund 5.400 Leute verschiedenster Altersgrüppchen für mindestens die Hälfte der Woche in ein solches Etablissement verschlägt. Davon 2000 allein in Tokio. Nach den Gründen befragt, beklagten die Café-People die hohen Kautionen und Vorstellungsgelder, ein Drittel hatte keinen Bürgen und fast 40% nicht mal ein regelmäßiges Einkommen. Soviel zur reichen Industrienation Japan.

Hier ein Screenshot aus Kekkon dekinai Otoko (wer diese TV Serie nicht kennt: Sofort anschaun, jawoll!). Die Weibchen in dem Drama verbringen auch mit Vorliebe ihre Freizeit im Manga-Café:

Da man ohne festen Wohnsitz natürlich, wie hierzulande ebenfalls, keinen festen Job bekommt, befinden sich die Betroffenen in einem Teufelskreis. Aus diesem will ihnen jetzt die Mutterstadt mit einer Leihgabe von bis zu 600.000 Yen heraushelfen.

Für unsereins bleiben Manga-Cafés, Karaoke-Bars und Co. (je nach Geschmack – ich bevorzuge ja Clubs mit freiem Eintritt und freien Drinks als Übernachtsmöglichkeit :>) aber weiterhin ein billiger Hotelersatz. Einige bieten auch Duschen und ähnlichen Komfort.

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